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Figlmüller - das weltberühmte Figlmüllerschnitzel, aus Schweinefleisch.

 

Als echter Wiener bevorzuge ich eigentlich ein schön souffliertes, nicht zu dünnes, in Butterschmalz rausgebackenes, original Wiener Schnitzel vom Kalb.

 

Das weltberühmte Figlmüller-"Touristen"-Schnitzel  kommt jedoch nicht vom Kalb, sondern vom Schwein. Feinstes Fleisch aus der Karreerose wird dafür verwendet.  Mit einen Klopfer wird das Fleisch fachmännisch so lange bearbeitet bis es einen Durchmesser von mindestens 30 Zentimeter besitzt und die typische runde Form aufweist. 

 

Für die knusprige Hülle werden Bröseln von der Kaisersemmel verwendet. Anstatt im Butterschmalz wird das Figlmüllerschnitzel mit einem gesunden Pflanzenöl rausgebacken. 

 

Laut Homepage (Herstellungsprozess ) wird das Figlmüllerschnitzel in drei unterschiedlichen Pfannen, mit jeweils unterschiedlichster Temperatur rausgebraten. Zuerst sehr heiß, anschließend schonend und langsam.

 



Gereizt hat es mich eigentlich schon immer, allerdings wollte ich mich nicht unter die Touristen mischen und mich dafür auch noch (wie ein Bittsteller) anstellen, und warten müssen bis ein Platz frei wird. Letztendlich hat die Neugierde, nach 49 Jahren gesiegt, und ich habe mich brav angestellt. Wir hatten an diesen Tag unverschämtes Glück, gewöhnlich stehen in der Wollzeile (Durchgang) und in der Bäckerstraße (ums Eck) immer Massen von Menschen. Dieses Mal hatten wir einen sehr günstigen Zeitpunkt erwischt und mussten nur zirka 5 Minuten auf einen freien Platz warten. 

Uns wurde ein Tisch in der Ecke, am offenen Fenster (dahinter ist übrigens die Tür zur Toilette deutlich sichtbar - ein Anbau außerhalb des Lokales)) zugewiesen. Witziges Detail am Rande: offensichtlich muss man sich den Schlüssel für die Toilette beim Kellner holen. 

 

Nachdem wir Platz genommen hatten wurden uns sofort die Speisekarten vorgelegt. Wir mussten dann einige Minuten warten um unsere Bestellung aufzugeben. Die Getränke ließen nicht lange auf sich warten und ebenso das Essen kam in einer doch raschen Geschwindigkeit, trotz des vollen Hauses. Das einzige das meiner Frau negativ aufgefallen ist, beim Servieren stand das Teller auf dem die Preiselbeeren standen AUF dem einen Schnitzel. Sicher 2 Teller mit Schnitzeln, 1 gr. Teller mit Salat und die Preiselbeeren sind für 2 Arme/Hände viel zu tragen, allerdings, hier hätte man eine Serviette dazwischen legen können. 

 

Der Kellner machte uns zu Beginn darauf aufmerksam, dass wir unsere Wertsachen besser nicht auf der Fensterseite deponieren, offensichtlich sind Diebstähle (durch das offene Fenster) bereits öfters vorgekommen. Das Gedränge am Eingang bekommt man am Fensterplatz unmittelbar zu spüren (Luftlinie ca. 30 cm!) . Außerdem ist man sich bei diesen Fensterplatz ständig der Tatsache bewusst, dass Andere bereits auf den Platz warten. So etwas wie Gemütlichkeit kann hier somit niemals aufkommen, außer man blendet wirklich seine komplette Umgebung aus.  

Fairerweise muss ich gleich einmal einräumen, dass man selbstverständlich auch beim Figlmüller ein echtes Wiener Schnitzel bestellen kann. Allerdings ist der Figlmüller eben für sein Figlmüllerschnitzel (aus Schweinefleisch) weltweit bekannt, weswegen ich es unbedingt einmal verkosten wollte.

Wie schmeckt denn jetzt das Figlmüllerschnitzel?

Um es gleich einmal vorwegzunehmen, nein, es ist bei weitem nicht so trocken, wie ich ursprünglich befürchtet hatte.

 

Leider ist es sehr in Mode gekommen, dass das Schnitzel zu Tode geprügelt (geklopft wird) der ganze Fleischsaft dabei austritt und man am Ende nur noch einen dünnen Bröselteppich (Fleischfetzen) vor sich liegen hat. Sehr viele Köche behaupten sogar:, egal von welchem Fleisch "das Schnitzel müsse dünn sein" NEIN, muss es nicht, ganz im Gegenteil. Ein echtes, saftiges und schmackhaftes Schweinsschnitzel oder vom Kalb weißt üblicherweise eine gewisse Stärke auf. 

 

Irgendwie ist es dem Figlmüller dennoch gelungen, das Fleisch trotzdem saftig zu halten, was bei dieser Größe (Durchmesser mindestens 30 cm) wirklich erstaunlich ist. Allerdings ist die Panier bei weitem nicht so knusprig, wie von Figlmüller beschrieben. Außerdem, sehr untypisch für ein Wiener Schnitzel (mit welchem Fleisch auf immer) ist hier die Panier mit dem Schnitzel derartig "verschweißt", dass es leider platt wie eine Flunder ist.  Ja, das Schnitzel schmeckt wirklich nicht schlecht, allerdings ist es meilenweit davon entfernt "das beste Schnitzel" zu sein. Auch wenn sehr viele Reiseführer sehr gerne das Figlmüllerschnitzel als  "echtes Wiener Schnitzel" und sogar "bestes Schnitzel von ganz Wien" verkaufen wollen bzw. als solches anpreisen.  

 

Der dazu bestellte gemischte Salat war sehr gut mariniert und schmeckte tatsächlich vorzüglich. Das Figlmüllerschnitzel selbst, muss ich (als echter Wiener) jetzt nicht unbedingt wieder haben. Man kann es essen, es ist wirklich nicht schlecht, allerdings würde ich ein echtes, gut souffliertes Wiener Schnitzel jederzeit vorziehen. Außerdem möchte ich noch kritisch anmerken, wenn man schon so einen großen runden "Fleischfetzen" als Schnitzel anbietet, dann sollte man auch für das dazu benötigte Geschirr sorgen. Das Figlmüllerschnitzel ragte weit über den Tellerrand heraus und lag teilweise schon auf dem Tisch.

 

Mein Tipp: Es gibt in ganz Wien hervorragende Gasthäuser, wo man ein vernünftiges Schnitzel bekommt. Es muss nicht unbedingt ein Figlmüllerschnitzel sein. Ich werde garantiert kein Wiederholungstäter, beim Figlmüllerschnitzel, und Ihr?

 

Fazit: Speisen: 6,00 | Ambiente: 4,00 | Service: 6,00

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