Nach vier monatiger Suche habt Ihr schließlich euer Geschäftslokal im 9. Bezirk in der Berggasse gefunden. Lage, Erscheinungsbild und Raumaufteilung entsprachen dabei Euren Vorstellungen. Das Geschäftslokal wurde sehr schön und gepflegt übergeben, allerdings komplett leer.
Frage: Was war der Grundgedanke bei der sehr reduzierten Farbgebung, schwarz/weiß und dem sehr modernen, eleganten und dennoch sehr gemütlichen Design? Hattet Ihr die Hilfe von
einen Innenarchitekten? Wo habt Ihr die MotiWirt!n Ausstattung gefunden?
Antwort Lisa: Genau diese Eröffnungsarbeit ist mir am schwersten gefallen und hat mich an die Grenzen meiner Fähigkeiten gebracht. In erster Linie da wir beide in unseren vorigen
Positionen nicht für Ausstattung und Dekorationen verantwortlich waren. Weiters da mir die Vorstellungskraft für das fertige Lokal ein wenig gefehlt hat. Bewusst schlicht gehalten, da ich der
Meinung bin, dass allerhand Geschenke Dekoration und Diverses ohnehin im Laufe der Zeit Einzug in die Motiwirtin halten.
Antwort Christian: Grundgedanke uns gefällts einfach besser als zu überladen. Sind keine wirklichen Freunde von diversen Staubfängern. Und natürlich stand der praktische Zugang
bei uns immer im Vordergrund. Da wir ja beide wussten dass wir selbst Putzen, abstauben etc. werden. Und nicht von Anfang an Reinigungskräfte einstellen werden können. Für einen Innenarchitekten
fehlte uns vor allem das nötige Kleingeld. Vieles haben wir mit Hilfe von Freunden und Familie selbst gebaut (Schank, Beleuchtung etc.) Und bei Möbeln und Küche mussten wir uns wieder in erster
Linie nach unseren Finanziellen Mitteln richten. Und haben versucht das Beste zu machen. Fehler sind dabei auch entstanden. Wir haben die Dunstabzugshaube zuerst zu breit bestellt. Und als wenige
Tage vor Eröffnung endlich die Haube mit den neuen Maßen geliefert wurde, haben wir auch noch eine Wassersteigleitung angebohrt. Und gleich mal den Termin verschieben müssen. Die Schank ist ein
bißchen breit geworden ( da haben wir uns a bißal vermessen).
Frage: Gibt es positive und negative Erfahrungen in Eurer beruflichen Laufbahn, bzw. vor Eurer Selbstständigkeit, welche Ihr unbedingt in Eurem Lokal umsetzen bzw. Fehler welche Ihr unbedingt vermeiden wolltet?
Antwort Lisa: hätte es in meiner beruflichen Laufbahn keine negativen Erfahrungen gegeben, wäre ich wahrscheinlich nicht in die Selbständigkeit gewechselt. Besonders bei mir war es oftmals sehr schwer neue Ideen umzusetzen oder Arbeitsabläufe zu verbessern, da in großen Ketten und Betrieben solche dinge fix eingefahren sind und Änderungen und Erneuerungen nicht sehr positiv angesehen werden. Anders wiederum wurden oft undurchführbare Arbeitsaufgaben oder sogenannte „Brandstandards“ von Leuten aufgetragen die kaum in unseren Bereichen gearbeitet haben. Demnach wurde der Wunsch zur Selbstverantwortung und Entscheidungskraft sehr geschürt. An sich jedoch war es einer der besten Schulen in einem solch großen Hotel arbeiten zu dürfen und auch Kontakte zu knüpfen. Ich kann es nur weiterempfehlen in der Gastronomie in einer führenden Kette seine Erfahrungen zu machen.
Nach jahrelanger Erfahrung mit Mitarbeitern war das ein schwerwiegender Grund weshalb wir nun kaum angestellte haben. „wenn es gut werden muss- mach es lieber selber“ ist hier mein Leitspruch. Man kann sich eben auf niemanden so gut verlassen wie auf sich selber!
Antwort Christian: Negative Erfahrungen hab ich schon gemacht. Jedoch haben die Positiven fast immer überwogen. Denn sonst hätte ich wohl nicht über 10 Jahre in der Hotellerie gearbeitet. Ich bin der Meinung wenn man unzufrieden ist hat man es immer selbst in der Hand etwas daran zu ändern. Und ich persönlich wollte mich nicht mehr den Vorgaben von diversen Headquatern oder Zentralen unterordnen sondern nur noch den eigentlichen Arbeitgebern – unseren Gästen.
Frage: Wenn Ihr privat ein anderes Lokal besucht, auf was achtet Ihr besonders bzw. auf was legt Ihr besonders viel wert?
Antwort Lisa: Das liegt bei mir natürlich auf der Hand! Selbstverständlich das Service! Dabei spielt bei mir ein „korrektes“ Service kaum eine Rolle sondern im Vordergrund steht
bei mir immer die Freundlichkeit. Demnach kann eine Studentin, meiner Meinung nach , oftmals eine bessere Kellnerin sein als ein Oberkellner in einem Nobelcafé in der Innenstadt. Freundliche,
aufmerksame und natürliche „Bedienung“ (diese Bezeichnung mag ich eigentlich nicht besonders ;)) machen viele Fehler wett und da kann ich auch gerne über mittelmäßiges Essen oder Kaffee hinweg
sehen. Treffe ich jedoch auf unfreundliches, lustloses oder überhebliches Personal wird mich das Lokal kein zweites Mal wieder sehen auch wenn der Koch noch so grandios arbeitet.
Antwort Christian: Seit wir unser eigenes Lokal haben, gehe ich nicht mehr oft in andere Lokale essen. Wenn dann ist mir aber ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis sehr wichtig und die Entfernung zu unserer Wohnung. Die Sauberkeit in Lokalen. Die Aufmerksamkeit der Kellner und deren Freundlichkeit sehr wichtig. Qualität der Küche. Und am liebsten auch in ein gemütliches Wirtshaus, Gasthaus, Beisl. Und wenn dort noch wie in meinem Lehrbetrieb auch noch die Mutter oder Großmutter in der Küche steht, dann passts schon meistens.
Frage: Welche Küchenrichtungen und Küchenstile bevorzugt Ihr privat, abseits der Beislküche? Anschließen möchte ich die Frage stellen, was Ihr privat von gehobener Gastronomie (Gourmetküche) haltet?
Antwort Lisa: Ich bin auch beim Essen sehr bodenständig und bevorzuge die „einfache“ Küche! Mit molekular Küche, teurem Trüffel, Kaviar oder Hummer kann man mich nicht locken ;)
Natürlich gehen wir fallweise auch fein Essen- hierbei aber auch nicht besonders experimentell sondern gern mal zum „Figls“ oder in Lokale bei uns im Grätzel im 9ten Bezirk.
Preis- Leistung ist mir hier wichtiger als Sterne oder Hauben an der Tür. Und auch wenn man es mir nicht gleich ansieht bin ich ein ziemlicher „Vielfrass“ und möchte immer gerne Papp-Satt werden... Falls ich hungrig heimgehen muss bin ich schon etwas enttäuscht ;)
Frage: Die private und berufliche Philosophie von Lisa und Christian ist?
Antwort Lisa: Man bekommt im Leben nichts geschenkt und demnach „Von Nichts kommt nichts“. Man muss für alles hart arbeiten auch in einer Beziehung ist das nichts anderes um
glücklich zu sein.
Antwort Christian: Von nix kommt nix triffts sehr genau.
Wenn man die MotiWirt!n besucht, so merkt man als Gast sehr schnell mit wieviel Herzblut, Freude und Leidenschaft hier tagtäglich die Gäste bekocht und umsorgt werden.
Frage: Bekommt Ihr dafür auch die dementsprechende Wertschätzung von euren Gästen zurück?
Antwort Lisa: JA!!! Gott sei Dank- und durch das viele liebe Lob, das große Vertrauen und die „Vertrautheit“ fällt es mir sehr sehr leicht immer für meine Gäste mit offenem Ohr
und Freundlichkeit hier zu sein!
Antwort Christian: Ja. Haben uns innerhalb der kurzen Zeit die wir unser Lokal mittlerweile betreiben doch schon einen beachtlichen Stammkundenkreis aufgebaut. Und für mich ist das schon
genug Anerkennung wenn die Gäste immer wieder kommen. Und das auch mehrmals die Woche.
Frage: Im TV laufen einige Formate mit gastronomischen Hintergrund, wie z.B. Kochprofis, Küchenchefs, The Taste Germany, Steffen Henssler-Der Restauranttester, Mein Lokal, Dein
Lokal etc. gibt es darunter ein Format, welches Ihr gut findet und gelegentlich auch anschaut?
Antwort Lisa: Eigentlich schau ich sehr oft diese Sendungen und es gefällt mir auch sehr gut. Besonders der Restauranttester und die Kochprofis.
Antwort Christian: Ich mag Silentcooking. Der Junge der dort kocht erzählt nicht wie großartig er oder sein Restaurant ist. Kommt ohne sich selbst ständig auf die Schulter zu klopfen aus. Und
macht schöne Sachen.
Frage: Hat Christian einen anderen Koch als Vorbild und wenn ja, wen?
Antwort Christian: Vorbild.... eher nein. Denn ich denke mit der notwendigen zusprache von Medien wird aus jedem Restaurant und somit von dem dort arbeitenden Köchen ein Star.
War bei diversen „Starköchen“ essen. Und das gebotene war fast immer großartig. Rechtfertigt aber meiner Meinung nach nur in den seltensten Fällen den Hype der um diverse Lokale gemacht wird.
Wenn man den Aufwand den diverse Küchenbrigarden betreiben noch im Hinterkopf hat erst recht nicht.
Frage: Wenn sich Christian für eine einmalige TV-Zusammenarbeit mit einem TV-Koch entscheiden müsste, wer würde es am ehesten werden und warum?
A: Frank Rosin, B: Jamie Oliver, C: Tim Mälzer D: eigene Nennung eines Kochs.
Antwort Christian: Am ehesten noch mitn Zacherl... ist ein cooler Typ dem ich es auch abkaufe dass er echt Ahnung hat.
Frage: Was war das schlimmste bzw. das beste Gericht welches Ihr jemals gegessen habt und wo habt Ihr dieses bekommen?
Antwort Lisa: „Schlimmstes Gericht“ fällt mir eigentlich gar nicht ein, maximal mal ein schlechtes Asiatisches- Lieferservice vor einigen Wochen. Besonders toll essen wir
manchmal im „Bodulo“ - ein wunderbares Dalmatinisches Fischrestaurant. Eine vergleichbare Fischqualität mit so bemühten und netten Personal habe ich sonst noch kaum in Wien gefunden!
Antwort Christian: Schlechtes Gericht – A Stelze im Schweizerhaus blieb mir mal in Erinnerung. Die war trockener als ein Häferl Kaffeepulver. Obwohl ich dort auch die wahrscheinlich beste Stelze gegessen habe.
Bestes Gericht: Ein rotes Curry mit Garnelen an einer Garküche in Thailand.
Frage: Traditionell komme ich an dieser Stelle sehr gerne auf die Frage nach dem Lieblingsrezept und ob wir dieses erfahren dürfen?
Antwort Lisa: Puhhh.... koch ist ja gar nicht meine Stärke also werde ich diese Frage dem Christian überlassen!
Antwort Christian: Buchteln wie sie meine Oma immer gemacht hat. Komisch ich weiß aber mit eingebrannten weißen Bohnen.
Rezept... kann ich keines aufschreiben. Des mach ich nach g´Gefühl so wie das meiste.
Frage: Was würdet Ihr unseren Lesern noch gerne sagen?
Antwort Lisa: Ich würde mich sehr freuen wenn sich die „Leser“ selber ein Bild von unserem kleinen Beisl machen und objektiv beurteilen ob wir auch wirklich unsere Philosophien
leben. Wir sind immer für konstruktive Kritik dankbar. Denn auch die „motiWirten“ können mal betriebsblind werden und Tipps gerne umsetzen. Man lernt ja nie aus!
Antwort Christian: Lasst das Feierabend Bier und vielleicht a Paarl Würstel beim Wirten ums Eck net komplett aussterben.